top of page
Suche

Was ist eine "gute Website"? Erfahrungen eines Programmierers.

Designer und Programmierer vertragen sich nicht - heißt es oft. Damit ist kein persönlicher Kampf gemeint, sondern der Kampf der Kommunikation, bzw. die Tatsache, dass beide in jeweils unterschiedlichen Welten zu Hause sind, jedoch perfekt miteinander kommunizieren sollen - im Sinne des Kunden.


Wir haben Alejandro Hirsch, seines Zeichens Programmierer in Innsbruck mit kolumbianischen Wurzeln, zum Interview getroffen und ihm auf den Zahn gefühlt.


Helene Clara Gamper: Hallo Alejandro, du bist Programmierer. Auf deinem LinkedIn-Profil heißt es "Full Stack Web Developer". Erzähl mal, was heißt "Full Stack Web Developer" eigentlich?


Alejandro Hirsch: Hallo, Helene. Ein "Full Stack Web Developer" ist ein Programmierer, der in der Entwicklung von Web-Anwendungen sowohl im Backend als auch im Frontend arbeitet. Zum Backend gehören Datenbanken und andere Server-Services in Programmier-Sprachen wie MySQL, PHP oder Node.js. Mit Frontend ist die Benutzeroberfläche gemeint, spricht HTML, JavaScript und CSS zum Beispiel.


HCG: Wie lange bist du schon als Developer tätig?


Alejandro: Seit 2016.


HCG: Der Begriff Programmierer ist ja sehr breit gefächert und für einen Außenstehenden eher abstrakt. Damit wir uns ein besseres Bild von deiner Arbeit machen können - was konkret programmierst du für gewöhnlich und welche Software benutzt du dafür?


Alejandro: In der Tat gibt es sehr viele Arten von Programmierern. Aber es gibt zwei Tools, die wir Programmierer praktisch immer benutzen: Das eine ist die integrierte Entwicklungsumgebung (IDE, aus dem Englischen "integrated development environment"), wie z.B. VS Code. Das andere ist ein verteiltes Versionsverwaltungs-Tool names Git. Darüber hinaus benutze ich DevTools, das sind integrierte Werkzeuge in Web-Browsern. Ganz konkret programmiere ich zur Zeit hauptsächlich in Vuejs oder Reactjs, wofür Kenntnisse in HTML, TypesCript (JavaScript), Sass oder Tailwind (beide CSS) notwendig sind.


HCG: Ich kann mich an meine Anfangsjahre 2010, 2011, 2012 erinnern.... Da waren Programmierung und Design noch zwei völlig unterschiedliche Welten, die mehr schlecht als recht zu vereinen waren. Leider gab es oft Probleme in der technischen Umsetzung des von mir erstellten Designs - die klassische Liebe-Hass-Beziehung zwischen Programmierern und Designern eben (lacht). Deshalb habe ich das gesamte IT-Thema bei Websites und Apps schon vor vielen Jahren nach intern verlagert - die wohl beste Entscheidung überhaupt. Aber erzähl mal, wie siehst du denn das als Programmierer? Was sind deine Erfahrungen im Zusammenspiel zwischen Design und IT?


Alejandro: Sind sie immer noch komplett unterschiedlich, allerdings ist es heute für die Programmierer viel leichter die Anforderungen der Designer zu erfühlen. Also, für mich ist es immer eine Einbahnstraße gewesen, womit ich aber gar kein Problem hatte. Ich habe nie sagen müssen "nein, das geht nicht". Solange die Designs professionell erstellt und weitergegeben wurden und Details wie z.B. Responsiveness oder on-hover-Effekte geklärt wurden, sollte es keine Reibung geben.


HCG: Wie sieht dein Workflow aus, wenn du programmierst? Was passiert, wenn dich jemand für das Programmieren einer Website beauftragt?


Alejandro: Grob gesagt, gibt es normalerweise ein Gespräch mit dem Projekt-Manager, in dem die Details besprochen werden. Es kann auch sein, dass das Ergebnis ein bisschen von der Design-Vorgabe abweichen soll. Natürlich stelle ich viele "was ist wenn"-Fragen, die vom Projekt-Manager geklärt werden sollen. Danach ist alles ziemlich straight forward. Ich untersuche das Design (z.B. mit Figma), dann schreibe ich den dafür erforderlichen Code, sodass es wie die Design-Vorgabe aussieht und tut, was es soll. Danach gebe ich mein Ergebnis über eine Stage-Umgebung an den Projekt-Manager weiter. Dort kann er nach funktionalen und kosmetischen Bugs Ausschau halten. Anschließend korrigiere ich die Bugs, und wenn alles passt, kann man die Seite live deployen.


HCG: Was sagst du, wenn dich jemand bittet eine Website zu programmieren, es gibt aber kein Design? Eine Website ohne Design gibt es ja schließlich nicht. Oder arbeitest du mit Vorlagen? Wie gehst du vor, wenn ein Kunde kein Design hat, aber eine Website möchte?


Alejandro: Doch, es gibt viele Websites ohne Design, zum Beispiel Web-Anwendungen. Da ist das Aussehen für den Kunden völlig egal, wichtig ist nur die Funktionalität. In solchen Fällen kann man sich fast den ganze Styling-Code sparen. Mittlerweile kann man sogar sehr gut aussehende Websites ohne Design machen dank CSS-Libraries wie Tailwind oder Bootstrap. Natürlich sind diese langweilige Out of the Box-Lösungen mit null Personalisierung, die nur intern gebraucht werden. In so einem Fall ist der Fokus komplett auf Funktionalität und Benutzbarkeit gerichtet.


HCG: Wie wichtig ist ein Brand Design für dich als Programmierer? Braucht es überhaupt ein Brand Design oder reicht ein Logo auch?


Alejandro: Für mich ist es ziemlich egal, da ich nur bei der Umsetzung beteiligt bin. Wenn das Design schlecht aussieht, wird natürlich auch die Website schlecht aussehen. Klar, ein Brand Design macht das Ganze harmonischer und für das Auge angenehmer. Das soll für den Kunden wichtig sein, nicht für mich.


HCG: Wie muss das Brand Design dokumentiert sein, was brauchst du konkret, damit du als Programmierer einen guten Job machen kannst?


Alejandro: Im Brand Design gibt es viele wichtige Werte, die ich entnehmen kann, wie Schriften, Farben und so weiter. Für mich ist aber das Web-Design wichtig. Darin sollen sämtliche Web-Elemente und deren Variationen enthalten sein, auch wie die Website auf verschiedenen Geräten aussehen soll (Desktop und Mobil reicht in manchen Fällen). Aber vor allem hilft es mir um Informationen zu entnehmen, die ins Brand Design nicht unbedingt hineingehören, wie zum Beispiel Menüs, Footers, Animationen, Abstände, On-Hover-Effekte, diverse Assets (Platzhalter Grafiken, Bilder und Texte), Symbole, Favicon (normalerweise ein dafür optimiertes Logo) und vieles mehr.


HCG: Hast du schon einmal eine Website ohne Brand Design erstellt? Wenn ja, was waren deine Erfahrungen? Wie ist das Projekt abgelaufen?


Alejandro: Ja, ein paar. Wie gesagt ist dann der Fokus auf Funktionalität und Benutzbarkeit, aber da das letzte ziemlich selbsterklärend ist, haben sich Briefing-Gespräche dafür fast immer nur um das "was es tun soll" gedreht. Der Prozess dafür ist dann fast komplett gleich, halt ohne Ästhetik.


HCG: Was würdest du als Full Stack Web Developer Unternehmern empfehlen, die eine neue Website benötigen? Worauf sollten sie deiner Meinung nach besonders achten?


Alejandro: Meiner Meinung nach sollen sie sich fragen: Was ist der Sinn der Website? Was wollen wir damit erreichen? Was soll es für eine Website sein? Web-Anwendung, Web-Shop, Web-Blog, Landing Page, Reservierungssystem oder etwas anderes. Braucht es vier bis sechs oder 100 bis 200 Unterseiten? Wie oft wird was veröffentlicht? Welche Datenmenge wird benutzt? Sollen sich die Besucher anmelden können? Sollen sie Blog-Post-Beiträge kommentieren dürfen? Und so weiter und so fort.


HCG: Was ist für dich als Full Stack Web Developer eine "gute Website"?


Alejandro: Für mich als Entwickler muss eine gute Website simple UI-Elemente haben, moderne Techniken anwenden (wie z.B. lazy loading, dynamic routing), sie muss gut performen, SEO-optimiert sein, Responsiveness und Barrierefreiheit bieten und darf keine Bugs haben.


HCG: Und was macht in deinen Augen ein gutes Brand Design aus?


Alejandro: Puh, da kann ich leider nicht viel sagen... ich persönlich mag minimalistische Designs mit kleinen, coolen Animationen hier und da.

HCG: Vielen Dank - oder "muchas gracias" - für das Gespräch!


Alejandro: Con mucho gusto.


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page